"Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit goldenen Ringen und in prächtiger Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr würdet euch nach dem umsehen, der die prächtige Kleidung trägt, und zu ihm sagen: Setze du dich hierher auf diesen guten Platz!, zu dem Armen aber würdet ihr sagen: Bleibe du dort stehen oder setze dich hier an meinen Fußschemel! – würdet ihr da nicht Unterschiede unter euch machen und nach verwerflichen Grundsätzen richten?" (Jakobus 2,2-4)
Im dem Vers vorher (Jakobus 2,1) hat uns Jakobus gesagt, dass Vorurteile keinen Platz unter Christen haben. Nun, in diesem kurzen Abschnitt, zeigt er uns, um welche Vorurteile es geht.
Jakobus fängt an mit: "Wenn in eure Versammlung ein Mann käme." Im altgriechischen heißt das Wort für Versammlung wörtlich "Synagoge", der Name für den Treffpunkt der Juden. Die Tatsache, dass Jakobus einen christlichen Versammlungsort Synagoge nennt, zeigt, dass er dies schrieb, bevor viele Heiden in die Gemeinde kamen. Zu dieser Zeit, in der Jakobus schrieb, kamen fast alle Christen aus jüdischem Hintergrund. Dies ist die einzige Stelle im Neuen Testament, wo eine Versammlung von Christen deutlich Synagoge genannt wird.
In jener Zeit hatten die Christen keine eigenen Gemeindegebäude.
Ihre Versammlungen fanden meistens in einem großem Raum im Haus eines wohlhabenden Mitglieds ihrer Gruppe statt, oder manchmal in einer gemieteten Halle wie in Apostelgeschichte 19,9.
Doch wenn Christen zu ihren Treffen zusammenkamen, gab es nichts, was den Unterschied zwischen "höher" und "niedriger"
deutlich machte. Darum beschreibt Jakobus die Situation mit "ein Mann mit goldenen Ringen". Das zeigt, dass der Mann reich war.
Manche sagen, dass die Reichen in Rom ihren Reichtum mit Ringen zur Schau stellten, besonders an der linken Hand. Es gab sogar bestimmte Geschäfte, wo man Ringe für besondere Gelegenheiten mieten konnte, um den Eindruck zu erwecken, reicher zu sein als man ist.
Also stell dir so eine christliche Versammlung vor – mit einem reichen Mann, der seinen Reichtum mit seinen Ringen zeigt. Und dann "käme aber auch ein Armer". Als Jakobus hier "ein Armer"
schrieb, meinte er "sehr arm". Als der Reiche hineinkommt, beachtet ihn jeder und es wird viel Aufhebens um ihn gemacht. Als der arme Mann hineinkommt, kümmert das niemanden – oder noch schlimmer, sie behandeln ihn schlecht.
Wenn das der Fall war, beschreibt Jakobus das Problem korrekt:
"Würdet ihr da nicht Unterschiede unter euch machen und nach verwerflichen Grundsätzen richten?" Den reichen Mann über den armen Mann zu stellen, zeigt eine tiefe Fleischlichkeit unter Christen. Ihre schlechten Gedanken werden durch ihre ungerechten Taten offensichtlich.
Wenn wir diese Unterschiede machen, zeigt das, dass wir mehr auf die äußerliche Erscheinung achten als auf das Herz. "Denn der Herr sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an." (1. Samuel 16,7). Gott sieht das Herz an, und das sollten wir auch versuchen.
Wenn wir Unterschiede machen, zeigt das, dass wir nicht verstehen, wer in Gottes Augen wichtig und gesegnet ist. Wenn wir davon ausgehen, dass der Reiche Gott wichtiger ist oder mehr von Gott gesegnet ist, legen wir zuviel Wert auf materielle Reichtümer.
Wenn wir Unterschiede machen, zeigt das einen selbstsüchtigen Charakterzug an uns. Wir bevorzugen den Reichen vor dem Armen, weil wir glauben, wir könnten etwas von dem Reichen bekommen. Er kann uns etwas bieten, was der Arme nicht kann.
Darum sollten wir – in unserem Alltag und unseren Treffen – alles tun, um gerecht zu jedem zu sein, und niemanden über einen anderen stellen. Wir müssen versuchen die Dinge aus Gottes Sicht zu sehen und nicht aus natürlicher.
Von David Guzik
GERECHT SEIN ZU JEDEM (TEIL 1)