„Wenn jemand unter euch meint, fromm zu sein, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Frömmigkeit ist wertlos. Eine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott, dem Vater, ist es, Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren." (Jakobus 1,26-27)
In seinen vorangegangenen Worten hat uns Jakobus daran erinnert, wie wichtig es ist, jemand zu sein, der Gottes Wort tut und nicht bloß hört. In diesem kleinen Abschnitt geht er noch mal darauf ein und gibt Beispiele dafür, was es heißt ein Täter des Wortes zu sein. Jakobus beginnt mit: „Wenn jemand unter euch meint, fromm zu sein." Echte Frömmigkeit zeigt sich nicht darin, das Wort zu hören, sondern es zu tun. Ein Weg, Gottes Wort zu tun, ist seine Zunge im Zaum zu halten. Der Ausdruck: „jemand denkt, fromm zu sein" ist interessant. (In der englischen Bibel heißt es „religiös zu sein"; Anmerkung des Übersetzers.) Das Neue Testament benutzt das altgriechische Wort für „Religion" nie in einem positiven Sinn (Apostelgeschichte 17,22; 25,19; 26,5; Kolosser 2,23). Jakobus benutzt es hier für jemanden, der religiös oder fromm ist, aber der mit Gott nicht im Reinen ist, was dadurch offensichtlich ist, dass er „seine Zunge nicht im Zaum hält". Tatsächlich sagt Jakobus sogar: „Dessen Frömmigkeit ist wertlos." Dein Leben mit Gott ist wertlos, wenn man es nicht daran erkennen kann, wie du lebst und wie du andere behandelst. Viele betrügen sich selbst was ihren Weg mit Gott angeht. Jakobus scheint hier die Gedanken und Worte Jesu wiederzugeben, besonders die aus Matthäus 23. Dort wies Jesus die heuchlerischen religiösen Männer zurecht, die den Zeremonien im Gesetz sehr viel Aufmerksamkeit schenkten, aber den wichtigeren Aspekten des Gesetzes wenig Beachtung schenkten. Es ist nicht so, dass Jakobus den Wert der öffentlichen Darstellung von Religion nicht sah. Er spricht von der Versammlung der Gläubigen in Jakobus 2,2. Und er verstand, dass es Leiter und Älteste in der Gemeinde geben muss (Jakobus 5,14). Jakobus war also nicht dagegen, dass man Religion und religiöse Führer sehen kann – nur gegen hohle und leere Religion. Darum schrieb er über „reine und makellose Frömmigkeit vor Gott". Es gibt einiges, was in den Augen der Menschen reine und makellose Frömmigkeit ist, aber in den Augen Gottes nicht rein und makellos ist. Ein Beispiel für richtige Frömmigkeit beschreibt Jakobus: „Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren." Ein echtes Leben mit Gott zeigt sich in einfachen praktischen Dingen. Es hilft den Bedürftigen, und hält sich von der Verdorbenheit der Welt unbefleckt. Man könnte sagen, dass Jakobus glaubte, dass sich echte Religion in Wohltätigkeit und Reinheit zeige. Die Wohltätigkeit kümmert sich um die Not der Bedürftigen. Die Reinheit erkennt, dass man sich von dem Leben, wie die Gesellschaft lebt, fernhalten sollte. Das ist der Gedanke hinter dem Ausdruck: „von der Welt unbefleckt". Das heißt nicht, dass ein Christ sich komplett von der Welt zurückziehen soll; stattdessen soll er sich mit „Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis" und anderen, die in Not sind, beschäftigen. Das christliche Ideal ist nicht der Rückzug von der Welt; sie sind in der Welt, nicht von ihr; und sie bleiben „von der Welt unbefleckt". Im 1. Buch Mose lesen wir von einem Mann, der von der Welt befleckt war: Lot. Er wollte nach Sodom und ignorierte den geistlichen Zustand dieser Gegend, weil sie sehr fruchtbar war. Schließlich zog er in diese böse Stadt und wurde ein Mitglied ihrer Leitung. Das Resultat war, dass Lot alles verlor – und gerade noch davonkommen konnte.
Jakobus beschreibt hier zwei Wege Gottes Wort zu tun. Natürlich heißt ein Täter des Wortes zu sein mehr als nur das – doch Wohltätigkeit und Reinheit fordern uns auch heute heraus. Bist du ein Täter oder nur ein Hörer?
Von David Guzik